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Goldwaschen am Gardon 1

Goldwaschen Cevennen bis Pont du Gard

Die riesige Geröllbank an der weiten Flussbiegung bei Anduze war leicht zu finden. Unmittelbar am Ortsende, wo sich der Gardon aus dem Felsmassiv herausschlängelt, hat der Fluss ein weites Tal in den Fels gegraben. Das breite Bett verriet, dass der Gardon nicht immer so ruhig wie an diesem sonnigen Tag aus den Cevennen strömt.

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Riesige Geröllinseln, hin und wieder kleine Inseln mit niedrigem Gebüsch darauf und dazwischen das glasklare Wasser. Kaum hatte ich den Goldwaschplatz, den ich anderthalb Jahre zuvor entdeckt hatte, wieder gefunden, tauchten hintereinander zwei Goldwäscher auf: Zunächst ein Belgier mit einem kleinen Hund, dann ein Franzose aus der Nähe von Marseille. Auf dem Rücken trugen sie die untrüglichen Zeichen der Goldwäscher: Schaufeln, Pfannen und anderes Grabungswerkzeug. Eine Schleuse (Rinne) hatten sie nicht dabei.

Ich hatte mir eine kleine Insel in der Flussmitte für meine Goldwaschrinne ausgesucht und schaufelte fleißig den vorgesiebten Sand hinein. Ein erster Waschversuch zeigte allerdings nur enttäuschend winzige Goldflitter. Also wurde das komplette Werkzeug zusammengepackt.

Der Belgier – er war längst ein Stück weiter flussabwärts gezogen – hatte mir zuvor von der Flussbiegung erzählt. Nicht die Innenseite, sondern das Steilufer, wo die Baumwurzeln direkt ins Wasser reichten, war sein Ziel. Aus der Ferne sah ich ihn gemächlich am Ufer graben; nur wenige Meter von ihm entfernt suchte der Franzose den nur 30 Zentimeter tiefen Flussgrund ab.

Durch ein kurzes Rohr, vor das er eine Glasscheibe befestigt hatte, beobachtete er jede seiner Bewegungen am Flussgrund. Mit schmalen Stemmeisen stach er in Felsritzen hinein und kratzte entweder mit einer schmalen Schaufel oder sog mit der Pumpe das aufgelockerte Material heraus. Die Goldwaschpfanne am Ufer füllte sich nach und nach.

Nachdem ich einige Meter oberhalb der beiden Goldwäscher einen für die Schleuse geeigneten Platz erprobt und auch mit den Resultaten mehr oder weniger zufrieden war, stattete ich den beiden doch einen Besuch ab. Mir fiel auf, mit welcher Ruhe sie nach dem gelben Metall schürften. Ob sie überhaupt etwas fanden?

Die Besichtigung ihrer Funde ließen mich vor Neid erblassen. Beide hatte mindestens fünf bis sechs Millimeter große Goldstücke in so großer Anzahl in den Pfannen, dass ein Zählen unmöglich war. Über die Hälfte des Pfannenbodens zog sich eine goldgelbe Spur. Das Material stammte ausnahmslos aus den Felsritzen. Nach kaum vier Stunden Arbeit schätzte der Belgier das Gewicht seiner Funde auf “drei bis vier Gramm”. Dagegen waren meine eigenen Goldschätz ziemlich bescheiden: Die größten Flitter erreichen kaum einen Millimeter im Durchmesser. Ich beschloss, meinen Waschplatz aufzugeben und einen neuen zu suchen… Oder einfach abzuwarten und die Plätze der beiden erfolgreichen Goldsucher auszuprobieren.

Am nächsten Tag teste ich in der Nähe einen weiteren Standort für die Rinne. Wieder waren die Ergebnisse mehr als bescheiden. Ich wollte schon aufgeben und überlegte mir, einige Kilometer weiter nach einem komplett neuen Standort zu suchen, als der Belgier wieder auftauchte und mich zu sich winkte: Hier läge Gold – und zwar großes Gold, deutete er in die Pfanne. Er hatte eine ockerfarbene Lehmschicht in anderthalb Meter Tiefe entdeckt, die jede Menge großer Goldflitter und Körner beherberte. Der Belgier schaufelte mir eine Schippe in meine Pfanne und deutete an, ich sollte sie auswaschen. Ein paar Schwenks, dazwischen zerrieb ich die ockerfarbenen Lehmklumpen mit den Händen. Das Wasser färbte sich. Noch ein paar Schwenks, dann ein prüfender Blick. Da war es: Das erste Goldkorn! Es hatte mindestens fünf Millimeter im Durchmesser. Das Goldfieber war geweckt.

Um an die Lehmschicht zu gelangen, blieb mir nichts anderes übrig, als mit der gesamten Bekleidung tief ins Wasser zu steigen. Vom Schaufeln war das Wasser eingefärbt, deshalb konnte der Untergrund nur ertastet werden. Da war sie! Mit der Schaufelspitze spürte ich die zähe Masse unter der Geröllbank auf. Ein, zwei Schaufelladungen in die Pfanne, dann wurde ausgewaschen. Ich mochte es nicht glauben, aber in jeder Pfanne glänzten große Goldflitter auf, manche nur einen Millimeter im Duchmesser, viele jedoch größer, einige sogar bis fünf Millimeter. Der Belgier hatte mir eine echte Bonanza gezeigt. Schade nur, dass ein heftiger Regen einsetzte und wir die Goldsuche für diesen Tag beenden mussten. Die Ausbeute kann sich jedoch sehen lassen: Hier am jungen Gardon fand ich die mit Abstand größten Goldflitter und in einer Häufigkeit, wie ich sie noch nirgendwo sonst fand.

Tage darauf wurde eine Erkundungstour flussaufwärts unternommen. Der junge Gardon glich vielerorts einem Bach in einem übergroßen, beinahe leeren Flussbett. Ein junges Goldwäscherpaar aus Nime versuchte sich an einem gut zugänglichen Platz in der Kunst des Goldwaschens. Bei meinem Eintreffen packten die beiden gerade ihre Geräte zusammen; sie wollten an einen anderen Ort wechseln. Die Unterhaltung war deshalb nur kurz. Wieviel Gold sie gewaschen hatten, wollten sie nicht verraten.

Auf der Rückfahrt durch die Täler kam ich an der “Belgier-Kurve” vorbei. So hatte ich jene Stelle genannt, wo mir der Belgier die Bonanza gezeigt hatte. Von der Straße aus sah ich ihn am anderen Ufer – auf dem Weg zur jener goldreichen Tonschicht.

In den nächsten Tagen stattete ich noch einigen weiteren Uferabschnitten einen Besuch ab. Dabei besuchte ich auch einen Goldwäscher-Campingplatz. Der “Camping du Chercher d’Or” in Cardet, wenige Kilometer von Anduze entfernt, liegt nur 500 Meter vom Flussufer entfernt und bietet in den Sommermonaten sogar Goldwaschkurse an. www.camping-chercheur-dor.fr

Im Museum der Pont du Gard im unteren Lauf des Gardon war eine etwa 30 Zentimeter große, eiserne Goldwaschpfanne eines Gardon-Goldwäschers ausgestellt – inklusiv einiger Utensilien. Auffallend war, dass er offenbar keine Goldwaschrinne und auch keine langstielige Schaufel benutzt hatte.

Mit einer Handschaufel hatte er Sand und Gold aus den Feldritzen gekratzt. Das Goldsucherwerkzeug war jedoch ein schöner Hinweis darauf, dass in früheren Zeiten selbst hier am römischen Aquadukt nach Gold gegraben wurde.

In unmittelbarer Nähe der Pont du Gard im kleinen Örtchen Remoulins hat übrigens ein auf Geozubehör spezialisierter Versandhändler seinen Sitz. Viele französische Goldsucher beziehen über ihn sowohl die traditionellen Chinesenhüte als auch amerikanische und sonstige Goldwaschpfannen, aber auch Rinnen, Schaufeln und alles, was das Goldwäscherherz begehrt. Der Inhaber spricht gutes Deutsch und verwies mich an professionelle Goldwäscher etliche Kilometer oberhalb, die sogar Goldwaschkurse anbieten. Für einen Besuch reichte die Zeit leider nicht mehr, vielleicht das nächste Mal.

Am letzten Tag meines Goldsucherurlaubes in Südfrankreich wollte ich noch einmal nach Anduze aufbrechen. Doch das Vorhaben wurde abrupt in Frage gestellt. Am Abend besuchte ich mit Freunden ein Gastronomenehepaar aus der Schweiz. Das Abendessen sollte der Abschluss dieses wunderschönen Urlaubes sein. Nach der Rückkehr zum Parkplatz erlebten wir eine böse Überraschung: Mein Auto, das direkt unter einer Straßenlaterne geparkt war, war aufgebrochen worden; sowohl die Scheibe an der Fahrer- als auch an der Beifahrertür war eingeschlagen worden.

Anduze
Ein Glück, dass die unbekannten Diebe nur das Navigationsgerät mitgenommen hatten und keinen weiteren Schaden anrichteten. Bei der örtlichen Gendarmerie am nächsten Morgen wurde mir rasch klar, dass ich nicht das einzige Opfer der vorangegangenen Nacht war. Etliche andere Autofahrer meldeten Autoaufbrüche mit eingeschlagenen Scheiben. Ein weiteres Glück im Unglück: Das Schweizer Gastronomenpaar empfahl mir eine befreundete Autowerkstatt, die beide Fensterscheiben mit transparenten Plastikfolien abdichtete. Offenbar kommen dererlei Einbrüche in der Gegend öfters vor. Mein Tipp für alle Südfrankreich-Reisenden: Vor dem Verlassen des Autos keine nutzbaren Gegenstände zurücklassen und möglichst auch das Handschuhfach öffnen. So wird den Dieben signalisiert, dass hier nichts zu holen ist. Das nächste Mal werde ich das beherzigen.

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